MATTHIJS VERMEULEN

Componist, schrijver en denker

Trio Für Streichinstrumente (1923)

Im Sommer 1921 liess sich Vermeulen mit seiner Familie in Frankreich nieder. Von dieser Umsiedlung versprach sich der Komponist für seine Musik bessere Möglichkeiten als in den Niederlanden. Nach Vollendung seiner dritten Symphonie in 1922 war das erste neue Werk das er konzipierte: ein Trio à cordes. Die Datierung im Manuskript zeigt, dass dieses Trio zwischen dem 21. Februar und dem 22. August 1923 entstand. In dieser Komposition spielt die Kanontechnik eine auffallende Rolle: mehr als die Hälfte des Stückes entwickelt sich mittels zwei- und dreistimmigen Kanonstrukturen.
Das Trio gehört zu den Werken Vermeulens, die der Komponist erst viele Jahre nach Entstehung zu hören bekam. Einer von der 'Nederlandsche Vereeniging voor Hedendaagsche Muziek' veranlassten Aufführung im Haag am 19. Mai 1931, konnte er nicht beiwohnen. In Frankreich wurde das Trio nie gespielt, trotz wiederholter Anstrengungen von Nadia Boulanger, die das Trio sehr bewunderte und der das Werk gewidmet wurde. Erst dreissig Jahre später, kurz nach seinem fünfundsechzigsten Geburtstag, gab es für Vermeulen die erste Gelegenheit, seine Komposition zu hören: am 17. Februar 1953 wurde das Trio von Jan Keessen (Violine), Klaas Boon (Bratsche) und Reinier Bresser (Violoncello), alle Mitglieder des Concertgebouw-Orchesters, in Amsterdam gespielt. Vermeulens Erläuterungen im Programmheft sagen folgendes aus:
    "Das Trio entstand aus der Aufeinanderfolge von Gefühlen, die einem Jeden zum Anfang des Jahres begegnen; wenn man zum ersten Mal empfindet, dass sich die Tage längen. Diese Gefühle entstammen alle der Erwartung von Glück; man nimmt sie mit jäher Rührung und Verwunderung wahr. Kein einziges ist traurig; alle geben sich lyrisch. Sie entzweigen sich in viele Richtungen, wechselweise kontemplativ oder aktiv und immer einigermassen von verliebter Gesinnung. Jedes Gefühl konkretisiert sich in einer Melodie, die kommt, geht und wiederkehrt in einer bestimmten psychologischen Ordnung und in mehreren Stufen der Ergriffenheit. Am Ende erinnert man sich so gerade den Anfang; so wie man sich, erwachend aus einem Traum, fragt: Wie war das noch mal?"